Antisemitismus und Zionismus: Produkte des Imperialismus

Am 9. November 1938 setzte der deutsche Faschismus seine antijüdische Grundhaltung erstmal in aller Öffentlichkeit in die Praxis um. Unter der euphemistischen Bezeichnung 'Reichskristallnacht' veranstalteten die Banden der SA im gesamten deutschen Reich Pogrome gegen die von ihnen als 'Juden' definierten Deutschen und ihre Einrichtungen.

Während die Nazis die 'Juden' als Rasse definierten, ist die Frage, was ein 'Jude' ist bis heute umstritten. Zweifellos stellen die über die ganze Welt verteilten 'Juden' kein einheitliches Volk mit gleicher Herkunft, Sprache und Kultur dar, sind aber insbesondere in Europa und Amerika mehr als nur eine Religionsgemeinschaft.

Wenngleich dieses Pogrom nur von einer kleinen Minderheit der Bevölkerung aktiv unterstützt wurde, konnten die Nazis sich dennoch darauf verlassen, daß nicht nur die Furcht, selbst Opfer der herrschenden Diktatur zu werden, sondern auch in der Bevölkerung weitverbreitete antijüdische Vorbehalte dafür sorgen würden, daß sie dieses Pogrom nicht auf Widerstand stoßen werde. Am Ende dieser Entwicklung stand die Ermordung von rund 6 Millionen von den Nazis als 'Juden' definierter Menschen. Neben den Juden fielen der Völkermordpolitik des deutschen Faschismus insbesondere Zigeuner und Angehörige slawischer Völker als "rassisch minderwertig" zum Opfer.

Zwar ist das Verbrechen der Nazis an Juden und Zigeunern in seinem Ausmaß außergewöhnlich, der Rassismus ist es leider nicht. Der moderne Rassismus und mit ihm der 'Antisemitismus' (der aus naheliegenden Gründen in Europa praktisch nur die Juden und nicht die Mehrheit der eine semitische Sprache sprechenden Menschen traf und trifft) ist im wesentlichen ein Produkt des Imperialismus. Im Falle der Juden knüpft er an den traditionellen Judenhaß der Unter und Mittelklassen an, der unter dem Mantel des religiösen Gegensatzes zum Christentum eine von den herrschenden Klassen instrumentalisierte Reaktion auf die soziale Funktion der Juden als im Finanzwesen tätige Mittler zwischen den Herrschenden und ihnen darstellte. Im Finanz und Handelssektor verankert galten die Juden als Repräsentanten der Aspekte des Kapitalismus, durch die sich diese Klassen insbesondere unterdrückt fühlten und die zu verstehen sie am wenigsten in der Lage waren und sind. Richtet sich der Antisemitismus gegen die 'Asozialität' am oberen Ende der Gesellschaft, so der 'Antiziganismus' gegen die am unteren Ende. Durch die Verknüpfung von vermeintlichen sozialen Eigenschaften mit oft ebenso vermeintlich rassischer Fremdheit geraten die zur eigenen 'Volksgemeinschaft'gehörenden Ausbeuter und Unterdrücker der Massen aus der Schußlinie.

Aus diesen Gründen ist ein erfolgreicher Kampf gegen den Rassismus in all seinen Ausprägungen und den Antijudaismus insbesondere nicht möglich, ohne gleichzeitig den Kapitalismus zu bekämpfen, der in der Epoche seines historischen Aufschwungs ebenso notwendigerweise die Aufklärung und bürgerliche Emanzipation der Juden mit sich brachte, wie er heute im Stadium seines Niedergangs (Imperialismus) den Rassismus und jegliche Form längst überwunden geglaubter reaktionärer Ideologien mit sich bringt.

Eines der Produkte des Imperialismus ist der Zionismus. Der Zionismus, der erst durch das Verbrechen der Nazis an den Juden die für die Gründung Israels notwendige Massenbasis erhielt, ist ein umgekehrter Rassismus. Er geht davon aus, daß 'Juden' und Nichtjuden grundsätzlich nicht gleichberechtigt zusammen leben können. Um sein separatistisches Ziel zu realisieren, hat er von Anfang an auf die Unterstützung verschiedenster nicht selten ihm hier zustimmender antijüdischer politischer Kräfte in den imperialistischen Ländern gesetzt. Deren strategische Interessen in der von ihnen kolonialisierten arabischen Welt aber waren schließlich die Voraussetzungen dafür, daß die Juden 1948 für die Verbrechen des deutschen Faschismus und die unterlassene Hilfeleistung der 'demokratischen Imperialisten' mit dem Land der (semitischen) Palästinenser 'entschädigt' wurden. Dafür diente der zionistische Staat, der seitdem übrigens von der Mehrzahl der Juden auf der Welt als Ansiedlungsort gemieden wird, stets den kolonialen und imperialistischen Interessen seiner Geldgeber heute vorallem der USA als effiziente militärische Kraft gegen die Emanzipationsbestrebungen der arabischen Massen.

Gegenwärtig sind der zionistische Staat und seine Schutzmächt, an der Spitze die USA, abermals mit einem Aufstand der dem zionistischen Kolonialjoch unterworfenen Palästinenser in den 1948 und 1967 besetzten Gebieten Palästinas konfrontiert. Der Rassismus, dessen Opfer die 'Juden' in Europa waren, hat sich in den Jahren seit Beginn der Vertreibung und Kolonialisierung der Palästinenser auch tief in die zionistische Gesellschaft in Israel eingefressen und droht teilweise in religiöser Form sich auch unter den Opfern der zionistischen Unterdrückung auszubreiten.

Der Kampf gegen den Antisemitismus erfordert deshalb den Kampf gegen den Zionismus und gegen den hinter beiden stehenden imperialistischen Kapitalismus. Die KOVI schließt sich deshalb den Forderungen des offiziellen Aufrufes der heutigen Demonstration (Offenlegung aller Akten die mit der Arisierung in Verbindung stehen, sofortige Entschädigung aller ZwangsarbeiterInnen, Kampf dem Antisemitismus auf allen Ebenen) an.

Darüberhinaus stellen wir fest:

Bonn, den 9.11.2000

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