Der folgende Artikel ist der Beitrag der LRP/COFI für die 1. Ausgabe der Zeitschrift ‘Tribuna de Debates’, die gemeinsam von der argentinischen ‘Partido Obrero Revolucionario’ (POR) und der brasilianischen ‘Liga Bolchevique Internacionalista’ (LBI) seit April 2000 herausgegeben wird.
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Stalinistische Expansion, die Vierte Internationale und die Arbeiterklasse

von Sy Landy, Nationaler Sekretär der ‘League for the Revolutionary Party’ in den USA (COFI/KOVI)

In den späten 40er und frühen 50er Jahren machte die ‘Vierte Internationale’ (VI) einen großen Sprung rückwärts, einen wesentlichen Schritt in ihrem Zusammenbruch als revolutionäre Avantgarde des Weltkommunismus. Nach Jahren, in denen sie verstanden hatte, daß die Expansion des Stalinismus nach dem 2.Weltkrieg nach Osteuropa dort zur Entwicklung von staatskapitalistischen Regimen geführt hatte, erklärte die VI stattdessen plötzlich, daß diese Nationen ‘deformierte Arbeiterstaaten’ seien. Der Terminus ‘deformiert’ wurde anstelle von ‘degeneriert’ gebraucht, weil niemand behaupten konnte, daß diese Staaten je revolutionäre Arbeiterstaaten gewesen seien [wie die Sowjetunion bis in die 30er Jahre]. So verwandelte eine Organisation, die das unbefleckte Banner des Trotzkismus für sich beanspruchte, mit einem Federstrich die grundlegenden Prinzipien der marxistischen Weltanschauung in ihr Gegenteil.

Im Laufe der Diskussion in der VI über Osteuropa machte James P. Cannon, der Führer der ‘Socialist Workers Party’ der USA, 1949 klar: "Ich denke nicht, daß man den Klassencharakter des Staates durch Manipulationen an der Spitze verändern kann. Das kann nur durch eine Revolution geschehen, auf die eine Revolution in den grundlegenden Eigentumsbeziehungen folgt... Wenn man erst einmal mit dem Gedanken zu spielen anfängt, daß der Klassencharakter eines Staates durch Manipulationen in den höchsten Kreisen verändert werden kann, dann öffnet man allen Arten von Revisionen der grundlegenden Theorie Tür und Tor." [SWP (U.S.) Internal Bulletin, October 1949]

Bald jedoch öffnete Cannon, wie Michel Pablo, Ernest Mandel, Gerry Healy, Nahuel Moreno und die anderen Führer der VI nicht nur diese Tür, sondern sie traten sie förmlich ein. Nichts desto weniger hatte Cannon recht gehabt als er auf die umfassenden revisionistischen Folgen der neuen Theorie von den ‘deformierten Arbeiterstaaten’ hinwies. Zu den marxistischen Grundsätzen, die notwendigerweise revidiert werden mußten, gehörten:

  1. Daß nur die Arbeiterklasse die sozialistische Revolution machen, d.h. einen proletarischen, einen Arbeiterstaat gründen kann,
  2. Daß eine sozialistische Revolution nur stattfinden kann, wenn das Proletariat von seinem bewußtesten fortgeschrittendsten Teil, der in der bolschewistischleninistischen Vorhutpartei organisiert ist, geführt wird. Proletarisches Klassenbewußtsein ist hierbei das Schlüsselelement.
  3. Daß der Stalinismus eine fremde und konterrevolutionäre Invasionskraft innerhalb der Arbeiterbewegung darstellte. Bis 1940 war die stalinistische Bürokratie in den Worten Trotzkis ein "absolutes Hinderniß auf dem Weg der Entwicklung des Landes" geworden und ein Werkzeug des Imperialismus. Sein mörderischer Kampf gegen den Trotzkismus hatte den Zweck, sozialistische Revolutionen zu verhindern, nicht den, sie anzuführen.
  4. Daß Volksfronten Blocks der Klassenkollaboration sind, die geschaffen wurden, um sozialistische Revolutionen zu verhindern und nicht, um ihnen zu helfen und sie zu ermutigen.
  5. Daß der bürgerliche Staatsapparat durch eine wirkliche Revolution (einen Bürgerkrieg der Arbeiterklasse gegen die Kapitalistenklasse) zerstört und nicht reformiert oder an der Spitze manipuliert werden muß, wenn ein Arbeiterstaat geschaffen werden soll.
  6. Daß der Zweck der marxistischen Theorie und Analyse darin besteht, Entwicklungen im Klassenkampf ungefähr vorherzusagen und dadurch die ‘Marschrichtung’ für unsere Klasse, das Proletariat, anzugeben. Ihr Zweck ist es nicht, als eine rückwirkende Rationalisierung für ein sich an die Rockschöße klassenfremder Kräfte Hängen zu dienen, vor allem mit einer Analyse, der jede Fähigkeit zur Vorhersage fehlt.

Zum Ende des 2.Weltkrieges 1944-45 marschierte die Sowjetarmee in Osteuropa ein und dominierte die meisten der neuen Regierungen, die von den Stalinisten geschaffen wurden. In einem Land nach dem anderen erhoben sich die Massen als die nazideutschen Besatzungskräfte geschwächt waren und sich auf den Rückzug machten. In mehreren Ländern hißten Arbeiter und Bauernräte die rote Flagge der Revolution. All diese Arbeiteraufstände wurden von den sowjetischen Armeen niedergeschlagen mit Ausnahme des Aufstandes in Polen, wo die russischen Divisionen ihren Vormarsch stoppten, um es den Nazis zu ermöglichen, ihn zu zerschlagen. Stalin kam dann, um die neuen Regime als ‘Volksdemokratien’ zu organisieren. Diese VolksfrontRegierungen waren verkommene Blöcke: Handlanger der vorherigen NaziRegime, offene Faschisten, Pogromisten, alte Figuren aus den konterrevolutionären Armeen, liberale Bürgerliche, Sozialdemokraten, ja sogar ein König zusätzlich zu Mitgliedern der einheimischen stalinistischen Parteien. Und die Ränge der KPs selbst waren durch die Aufnahme starker Kräfte der Faschisten wie der Eisernen Garde in Rumänien angeschwollen.

Jahre zuvor hatte Trotzki vorhergesagt, daß die Bourgeoisie niemals eine vollständige Nationalisierung der Produktionsmittel durchführen werde, obwohl er das theoretisch für möglich hielt. Die Kapitalisten, schrieb er, würden zu sehr Angst haben vor den Möglichkeiten, die verstaatlichtes Eigentum der Arbeiterklasse zur Übernahme bieten würde. Daher mußten die Stalinisten, bevor die Volksdemokratien ihre Ökonomien nach sowjetischem Modell umwandeln konnten, zunächst die proletarischen Kräfte enthaupten und zermalmen.

1947 faßte der führende Theoretiker der VI, Ernest Mandel, die Ereignisse so zusammen: "Die Bürokratie begann generell damit, die revolutionäre Aufwallung der Massen einzudämmen und zu brechen. Anderthalb Jahre später jedoch ist die Lage in diesen Ländern durch eine mehr oder weniger weitverbreitete Einführung von Agrarreformen und Verstaatlichung der Schwerindustrie gekennzeichnet." [The Soviet Union After The War. IIB, March 1947] Mandel bestritt, daß Verstaatlichung irgend etwas mehr bedeute als die Unfähigkeit des Privatkapitals, diese Ökonomien am Laufen zu halten. Er bezeichnete jede Vorstellung, daß Arbeiterstaaten degeneriert oder nicht ohne proletarische Revolutionen entstehen könnten, als "absurd".

Große Sektoren dieser Ökonomien waren schon unter der NaziBesatzung verstaatlicht worden. Der Prozeß wurde über die folgenden Jahre hin fortgeführt, bis 1948 die Verstaatlichung fast vollständig war und die Stalinisten die meisten ihrer Koalitionspartner rausgeworfen hatten. Die enthauptete und demoralisierte Arbeiterklasse spielte bei diesen Ereignissen keine Rolle, außer in der Tschechoslowakei, wo es zu von der Polizei dominierten und inszenierten Vorkommnissen kam, die diesen von der Spitze gemachten Veränderungen eine formale Zustimmung verliehen.

Die neuen Regime in Jugoslawien und Albanien waren von einheimischen stalinistischen guerillaistischen Kräften gegründet worden. Sie waren jedoch ebenso sehr wie die von den Sowjets beherrschten Regierungen darauf aus, jeden proletarischen Aufschwung zu verhindern. 1948, als Tito mit Moskau brach, bestand die erste Reaktion der VI darin, Jugoslawien, das sie immer noch als staatskapitalistisch ansah, gegen die Sowjetunion zu unterstützen, die sie immer noch als einen ‘degenerierten Arbeiterstaat’ betrachtete. Diese Absurdität wurde bald durch eine weitere aufgelöst; eine rückwirkende Erklärung, derzufolge es in Jugoslawien vier Jahre zuvor eine "sozialistische Revolution" gegeben habe. Als Titos "Arbeiterstaat" den westlichen Imperialismus im KoreaKrieg unterstützte, erwies sich das natürlich als noch peinlicher als die Tatsache, daß er das peinliche und in der Tat kriminelle Angebot der VI ignoriert hatte, dieser beizutreten.

1951 erklärte die VI alle Volksdemokratien zu "deformierten Arbeiterstaaten", obwohl weder die stalinistischen Herrscher noch gar die Arbeiter sie als dergleichen betrachteten. Die degenerierende VI konnte niemals die Frage lösen, wann denn genau diese Staaten "Arbeiterstaaten" geworden waren. Wenn das Datum der gesellschaftlichen Transformation 194748 war, dann hatte die Umwandlung vom VolksfrontKapitalismus zu Arbeiterstaaten stattgefunden, ohne daß es eine Revolution gegeben hatte und ohne daß der Staatsapparat zerschlagen worden war. Die Sowjetarmee und die Stalinisten hatten schließlich die faktische Macht vor genauso wie nach dem friedlichen Wandel inne.

Auf der anderen Seite: wenn das Datum auf 1944-45 festgesetzt wurde, dann bedeutete das, daß die "sozialistische Revolution" in gerade dem Augenblick stattgefunden hatte, wo die sowjetischen Armeen die Arbeiterkämpfe niederschlugen. Darüber hinaus: wenn diese Armeen durch ihre Besatzung sozialistische Revolutionen schufen, wie konnten dann Ostösterreich und Finnland ohne eine gewaltsame Konterrevolution zum Kapitalismus zurückkehren als die russische Kontrolle in diesen Ländern endete?

Keines der beiden Szenarien kann die grundlegende Frage beantworten, wie es zu einer sozialistischen Revolution gekommen sein sollte ohne Führung durch das Proletariat mit einer bewußten Avantgarde an der Spitze. Die ganze Struktur der marxistischen Weltsicht wurzelt in dem Verständnis, daß die Arbeiterklasse die einzige Agentur der sozialistischen Revolution ist.

"Orthodoxie" ist ein Fluch für echte Marxisten. Die Fraktionskämpfe, die von den "orthodoxen" Tendenzen, abwechselnd unter Führung von Cannon, Healy, Lambert, Moreno und anderen in Gegnerschaft zu den Gruppen unter Führung von Pablo und Mandel geführt wurden, fanden über zweitrangige Fragen statt. Alle Seiten bekannten sich zur ‘deformierte Arbeiterstaaten’ Rationalisierung, daß Konterrevolutionäre eine sozialistische Revolution machen könnten. Wir bezeichnen sie nach dem Erfinder der Theorie alle als Pablisten. Einige beschlossen, daß der Stalinismus in der Tat gar nicht konterrevolutionär sei; sie waren die ersten, die vor den stalinistischen Parteien zu Hause kapitulierten.

Ein Versuch, die proletarische Essenz des Marxismus wegzuwerfen, bestand darin, Trotzkis Punkt im Übergangsprogramm zu verfälschen, demzufolge das Kleinbürgertum, einschließlich der Stalinisten, unter besonderen Umständen gezwungen sein könnte, weiter auf dem revolutionären Weg fortzuschreiten als es wolle und mit der Bourgeoisie zu brechen. Schon richtig, aber Trotzki vertritt nirgendwo die Idee, daß das Kleinbürgertum die sozialistische Revolution machen könnte. Wäre Trotzki zu dem Schluß gekommen, daß Marx sich geirrt habe, als er glaubte, daß die Arbeiterklasse das einzige revolutionäre Subjekt sei, dann hätte er dieser alles erschütternden Schlußfolgerung weit mehr als eine Nebenbemerkung gewidmet!

Für die VI erwiesen sich die besonderen Umstände bald als der Regelfall. Die Revolutionen in China, Nord Korea, Nord Vietnam und Kuba die alle bürgerlichdemokratische antiimperialistische Revolutionen waren, die die Arbeiterklasse unterdrückten und enthaupteten wurden von Trotzkis falschen Nachfolgern ebenfalls als "sozialistische Revolutionen" bezeichnet. Wenn die Pablisten auch alle diese Regime als "Arbeiterstaaten" bezeichneten, so waren sie sich doch uneins darüber, ob diese "Arbeiterstaaten" deformiert oder gesund waren!

Sie vertraten auch unterschiedliche Meinungen über die nominell antiimperialistischen Regime, die die Macht in Äthiopien, Angola, Mozambique, Algerien, Kambodscha, SüdJemen, Nikaragua, Afghanistan und Burma errungen hatten. Waren das Arbeiter oder bürgerliche Staaten?

Eine weitere Tatsache, die ein vernichtendes Urteil spricht, ist die, daß während der ganzen Zeit des Bestehens dieser ‘Arbeiterstaaten’, d.h. ein halbes Jahrhundert lang, Pablo, Mandel etc. keine analytischen Untersuchungen vorlegten, die die Dynamik dieser Ökonomien und wie sie arbeiten beschrieben. Der Name ‘deformierte Arbeiterstaaten’ erwies sich nicht als eine Theorie, die half, die Wirklichkeit zu erklären, sondern als eine Rechtfertigung.

Sobald sich in der VI erst einmal die Idee, daß das Proletariat nicht das notwendige Subjekt der sozialistischen Revolution sei, durchgesetzt hatte, öffnete das die Schleusen für jede Form des sich im Gegensatz zum revolutionären Bolschewismus an die Rockschöße von Bauerngestütztem Guerillaismus und sozialdemokratischen Elektoralismus Hängens. Es führte einige dazu, die Stalinisten zu unterstützen, als sie Arbeiter niederschossen wie an der Berliner Mauer oder bei Jaruszelskis Schlag in Polen. Eines der bedeutendsten Beispiele sowohl des praktischen wie des theoretischen Zusammenbruchs der VI finden wir im Zusammenhang mit der bolivianischen Revolution von 1952. Die bolivianische POR unter Führung von Guillermo Lora kapitulierte gegenüber den linken Nationalisten, und die VI unterstützte als ganze diese Politik. Für uns markiert dieses Ereignis das Ende der Vierten Internationale als einer revolutionären Organisation.

Heute können die verschiedenen Tendenzen, die glauben, daß der Zusammenbruch des Stalinismus im Osten zur Schaffung bürgerlicher Staaten geführt habe, nicht erklären, wie eine Konterrevolution stattfinden konnte, ohne die Zerschlagung des Apparates des Arbeiterstaats und ohne Bürgerkrieg. Die gleichen Agenturen der Staatspolizei, die einst Staatseigentum verteidigt hatten, verteidigen jetzt das Privateigentum.

In unserer Zeitschrift ‘Proletarian Revolution’ und in unserem Buch ‘The Life and Death of Stalinism’ hat die LRP/COFI die Anschauung dargelegt, daß die stalinistische Konterrevolution schließlich Ende der 30er Jahre erfolgreich damit war, den degenerierten Arbeiterstaat in der Sowjetunion zu stürzen. Wie Trotzki betrachteten wir die Große Säuberung als einen "Bürgerkrieg". Er sah im Abschlachten der alten Bolschewiki eine gewalttätiges und desparates letztes Mittel der stalinistischen bonapartistischen Kaste, die versuchte, die Kontrolle über die zerbrechlichen Überreste eines "hohlen Arbeiterstaates", der den bevorstehenden Weltkrieg nicht überleben würde, aufrecht zu erhalten. Wir hingegen sehen diese konterrevolutionären Ereignisse als den letzten Schlag bei der Restauration des Kapitalismus auf verstaatlichter Basis: die Eliminierung der letzten Repräsentanten des Oktobers im Staats und Parteiapparat und die Konsolidierung der Stalinisten als herrschende Klasse, einer Regentenklasse anstelle der fehlenden Bourgeoisie.

Unfähig, die proletarischen Eigentumsformen und andere Errungenschaften der Oktoberrevolution völlig zu zerstören, war die stalinistische UdSSR im Vergleich zum USImperialismus zerbrechlich, aber doch sehr viel stärker als Trotzki glaubte. Der von ihm vorausgesagte Zusammenbruch der UdSSR fand nicht nur nicht statt, sondern die UdSSR dehnte im Gefolge des Weltkrieges schnell ihr Herrschaftsgebiet aus.

Im Gegensatz zur degenerierten Vierten Internationale haben wir keine Problem damit, die stalinistischen Transformationen auf marxistische Art und Weise zu erklären; sie waren politische aber keine soziale Transformationen innerhalb des Kapitalismus. Wir glauben, daß unsere Analyse trotz unserer Differenz mit Trotzki bezüglich der Schnelligkeit des Zusammenbruchs des sowjetischen Arbeiterstaates die Perspektive des authentischen Trotzkismus reflektiert. Wir waren auch in der Lage, unsere Theorie zu nutzen, um bereits Mitte der 70er Jahre die unvermeidliche Wende der Stalinisten hin zu offen bürgerlichen Methoden der Ausbeutung durch die Beseitigung der letzten Errungenschaften der Arbeiterrevolution vorauszusehen.

Wir in der KOVI haben begonnen, ernsthaft die Literatur der ‘Partido Obrero Revolucionario’ (POR/Argentinien) und der ‘Liga Bolchevique Internacionalista’ (LBI/Brasilien) zu lesen. Unsere offensichtlichen Differenzen betreffen das Wesen der stalinistischen UdSSR, die deformierten Arbeiterstaaten und den Klassencharakter der Polizei im Kapitalismus. Aber es gibt auch sehr wichtige Punkte, in denen wir übereinstimmen, wie zum Beispiel die schneidende Kritik, den diese Genossen an der Kapitulation der VI vorgebracht haben. Trotzki wies im Fraktionskampf gegen die kleinbürgerlichen Schachtmaniten 193940 darauf hin, daß jede wichtige Spaltung innerhalb der marxistischen Bewegung nicht nur das Ergebnis schlechter Ideen oder falscher Führer sei, sondern an konkreten Wendepunkten der Geschichte Klassenunterschiede widerspiegelten.

Wir glauben, daß die Pablisten im Westen die stalinistischen Transformationen im Osten als fortschrittlich ansahen, weil ihre Klassenposition zu Hause sich veränderte. Der wachsende Wohlstand nach dem Krieg und die große Ausdehnung der MittelklasseIntelligenzija und der Arbeiteraristokratie führten zu einer neuen politischen Weltanschauung. Die reformistischen sozialdemokratischen, Labour und stalinistischen Parteien, die von Trotzki als konter revolutionär betrachtet wurden, wurden nun als gemäßigt progressive "stumpfe Instrumente" angesehen, die durch Druck dazu gebracht werden könnten, im Interesse des Proletariats statt der Bourgeoisie zu arbeiten. Das heißt, daß nunmehr sozialchauvinistische Parteien als Stufen zum Sozialismus betrachtet wurden. Shachtmaniten, Cliffisten und Pablisten jeglicher Couleur traten in diese Parteien ein, und zwar nicht als Trotzkisten, um die Basis von ihren Irreführern zu lösen, sondern mit Illusionen in die Reformisten. Andere wandten sich der mittelklassegeführten Guerillaströmung zu. Die einstmals revolutionären Parteien der VI wurden zu Gefangenen der aufsteigenden neuen "progressiven" Mittelschichten; ihr sich an die Rockschöße des Stalinismus im Osten Hängen spiegelte die Akte ihrer Unterwerfung zu Hause wider.

Heute geben die verschiedenen kleinbürgerlichen pabloistischen Tendenzen sogar zu, daß sie glauben, daß das Proletariat nicht selbst zu revolutionärem Bewußtsein kommen könne. Das steht direkt im Widerspruch zu Lenins Ansicht, wie sie sich nach 1903 entwickelte, und zu Trotzkis sehr eindeutigen Stellungsnahmen zu dieser überaus zentralen Frage. Diejenigen von uns, die für die Wiedererschaffung der authentischen, revolutionären antiimperialistischen Vierten Internationale kämpfen, müssen anerkennen, daß unser Kampf sich nicht einfach gegen falsche Theorien richtet, sondern eine entscheidende Front im proletarischen Klassenkampf, der den Marxismus treibenden Kraft, ist.

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